Die reisenden Virtuosen

Große Veränderungen brachte das aufkommmende Bürgertum auch für die Musik mit sich. Die Musiker waren nicht mehr von der Gunst betuchter Fürsten und Landesherren abhängig, sondern konnten erstmals vom Konzertieren, Unterrichten und aus Verkäufen ihrer Kompositionen leben. So machten sich damals viele junge begabte Musiker auf, mit ihrem Instrument die Welt zu erobern.

Anonymes Instrument
um 1800

Einige Namen sind uns überliefert:

Die Liste ließe sich noch lange fortführen und es gab sicher viele, die mit ihrer Kunst mehr schlecht als recht lebten und die auch heute noch unbekannt sind.
Die Gitarre hatte nun 6 einzelne Saiten und nahm am Konzertleben regen Anteil. Auch die Oper, neue Werke schossen im 18. Jahrhundert wie Pilze aus dem Boden, wurde von der Gitarre entdeckt. Es erschienen Transkriptionen von Ouvertüren, Bearbeitungen berühmter Arien und zahlreiche Variationen über beliebte Opernthemen.
Interessanterweise ist aus Russland eine 7-saitige Gitarre aus dieser Zeit bekannt. Für die westlichen Länder ist sie ohne Bedeutung.

Fotografien: Christian Emilius
Mit freundlicher Unterstützung von G. K. Hannabach
Joseph Rieger 1820
Mittenwald

In dieser Zeit gingen die Gitarristen langsam vom Kuppenspiel (Anschlag mit der Fingerkuppe) zum Nagelspiel über (Anschlag mit dem Fingernagel zusammen mit der Fingerkuppe). Nach einer Legende soll es Streitigkeiten zwischen den Anhängern Molinos und Carullis gegeben haben, welche Anschlagsart zu bevorzugen ist, bei der sich die Verfechter gegenseitig mit ihren Instrumenten verprügelten.

Dionisio Aguado soll sich den Daumennagel wieder gekürzt haben nachdem er Fernando Sor kennenlernte, welcher den Daumenanschlag ohne Fingernagel bevorzugte.