Die Vihuela

Als Vorläufer der Gitarre ist die Vihuela, ein spanisches Renaissance Instrument, zu nennen. Sie trat im 15. Jahrhundert 4- bis 7-chörig auf, wobei die 4- und 5-chörigen Instrumente Volksinstrumente, und die 6- und 7-chörigen dem Berufsmusiker vorbehalten waren. Vihuela war kein einheitlicher Begriff, so gab es die

Vihuela de arco
Die Vihuela, die mit dem Bogen gestrichen wurde und aus der schließlich die Violenfamilie hervorging
Vihuela de pendola
Die Vihuela, die mit einem Federkiel (ähnlich einem Plektrum) angerissen wurde
Vihuela de mano
Das Instrument, welches wir im folgenden einfach mit Vihuela betiteln und das mit den Fingern angeschlagen wurde

Obwohl die Gitarre aus dem arabischen Raum über Spanien und Italien nach Europa kam, regierte in Italien zu dieser Zeit noch die Laute das musikalische Geschehen. Die Gitarre verdrängte die Laute erst im angehenden Barock.
Im Gegensatz zur Laute war die Vihuela durchgehend mit Doppelsaiten bespannt. Durch die aufkommende Drucktechnik sind uns aus dieser Zeit die frühesten Tabulaturen erhalten. So erschien 1535 in Valencia Luis Milŕn`s "Libro de můsica de vihuela de mano, intitulado El Maestro". Der Stil ist sehr den spieltechnischen Möglichkeiten des Instruments angepasst und auffallend homophon aufgebaut.
Im Gegensatz dazu war die Satztechnik von Luis de Narvŕez polyphon aufgebaut. Sein Werk "Los seys libros del Delphin de můsica de cifras para taner vihuela" erschien 1538 in Valladolid. Wahrscheinlich kannte, auf Grund der räumlichen Entfernung, keiner der Beiden das Werk des Anderen.

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Fotografie: Christian Emilius
Mit freundlicher Unterstützung von G. K. Hannabach

Strittig bei der Umsetzung von Vihuelamusik auf der modernen Konzertgitarre sind z.B. bauliche Veränderungen (Doppelsaiten, Wölbung der Decke und des Bodens) und vor allem die veränderte Spieltechnik (bedingt auch durch die Doppelsaiten), welche einen anderen Ton und Klangfarbe zur Folge haben.